Freitag, 28. November 2008

Interessanter Lesestoff: Eiszeitliche Großsäugetiere der Sibirischen Arktis














Kahlke, Ralf-Dietrich / Mol, Dick:
Eiszeitliche Großsäugetiere der Sibirischen Arktis
Die Cerpolex/Mammuthus-Expeditionen auf Tajmyr.
Mit einem Beitrag von Hans van der Plicht
und einem Vorwort von Friedrich F. Steininger
2005, 96 Seiten, 51 Farbabb., 22x21cm
(Senckenberg Bücher, 77)
ISBN 978-3-510-61374-8, gebunden, 19,80 Euro
http://www.schweizerbart.de/pubs/isbn/sng/senckenber-3510613740-desc.html

Überreste der eiszeitlichen Mammutfauna faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Insbesondere aus den arktischen Dauerfrostböden Sibiriens werden immer wieder beeindruckende Fossilfunde von Fellnashörnern, gigantischen Eiszeitbisons, Moschusochsen und anderen kälteangepassten Säugetieren in unvergleichlicher Überlieferungsqualität gemeldet. Das Spektrum der schockgefrorenen Fossilien reicht dabei von organischen Molekülen bis hin zu kompletten Mammutkadavern.

Ralf-Dietrich Kahlke und Dick Mol, Teilnehmer der internationalen Cerpolex/Mammuthus-Polarexpeditionen auf der sibirischen Tajmyr-Halbinsel, berichten hautnah über neueste Entdeckungen eiszeitlicher Lebensreste weit nördlich des Polarkreises. Die während monatelanger Geländekampagnen unter schwersten klimatischen Bedingungen geborgenen Neufunde werden vorgestellt und in überregionale Zusammenhänge der Eiszeitpaläontologie eingeordnet.

Die Autoren berichten sowohl über die Strategie der technisch hoch gerüsteten Expeditionen, mittels Helikopter und Booten neue Fundstellen aufzuspüren, als auch über Aufbewahrung und Auswertung der Fossilien in tief gefrorenem Zustand unter Tage. Frische Mammutfunde liefern spannende Daten zu den von ihnen bewohnten eiszeitlichen Landschaften. Aus ihren Stoßzähnen lassen sich mittels einer völlig neuen Methode detaillierte Einzelheiten zur individuellen Lebensgeschichte der Tiere ableiten. Neu entdeckte Reste von Eiszeitbisons, Nachweise der nördlichsten Elche der Erdgeschichte und ein 13 000 Jahre altes Rentier-Skelett mit Haut und Haar vervollständigen das Bild von der eiszeitlichen Lebewelt. Gegen Ende des Eiszeitalters verschwanden viele der großen Eiszeittiere für immer. Nicht in allen Fällen sind uns die Gründe dafür bekannt. Das Buch diskutiert Forschungsansätze, die der Aufklärung ihres Schicksals dienen.

Den beiden sachkundigen Autoren des neuen Senckenberg-Buches ist es gelungen, aktuelle Forschungsergebnisse sowohl für eine naturwissenschaftlich interessierte Leserschaft als auch für den Kreis der Fachwissenschaftler spannend und nachvollziehbar zu erläutern. Dabei kombinieren sie eine Fülle von zum Teil hier erstmals publizierten Informationen mit der Reflexion persönlicher Expeditionserlebnisse und dem Nachzeichnen von Lokalkolorit der sibirischen Arktis. Die dem Band in ansehnlicher Zahl beigegebenen, oftmals spektakulären Illustrationen unterstützen dieses Anliegen und vermitteln darüber hinaus einen Eindruck der unvergleichlichen Schönheit heutiger Tundrenlandschaften.